Möbelstilkunde

Sich Klarheit über den Gegenstand zu verschaffen, den man sich zu behandeln anschickt – dies ist der Ausgangspunkt für die späteren Überlegungen, wie denn restauratorisch vorzugehen sei. Fundierte kunstgeschichtliche Kenntnisse verhindern manchen Irrtum und helfen, die Besonderheiten eines Möbels zu erkennen und es historisch und regional richtig einzuordnen. Auch bei der Beurteilung einzelner Elemente eines Möbels ist es hilfreich, einen Überblick über das Möbelwerk zu haben. So lassen sich z.B. Hinzufügungen, Verluste oder falsche Ergänzungen zuverlässiger erkennen, wenn sich zur Detailkenntnis in Fragen von Material und Technik auch ein solides Wissen zum jeweiligen Stil und seinen regional unterschiedlichen Ausformungen gesellt.

Die Spezialisierung der Kunstgeschichte auf einen kunstgewerblichen Zweig wie die Möbelkunde bedeutet zum einen die unterschiedliche Betonung der einzelnen kunstgeschichtlichen Bereiche, wie z.B. die Ornamentkunde, aber vor allem historische Haus- und Raumgestaltungen, auch die der baulichen Teile, wie Vertäfelungen, Fußböden etc., sowie die textile Ausstattung.

Zum anderen bedeutet diese Spezialisierung die Auswahl von Sonderthemen, wie die Abfolge der in den unterschiedlichen Epochen verwendeten Materialien und Dekorationstechniken.

In letzterem Punkt berührt die Kunstgeschichte das Gebiet der Fachtechnologie, die ebenfalls die unterschiedlichen Techniken behandelt.

Hier gilt es jedoch, diese Techniken als Charakteristika für eine bestimmte Epoche in einer bestimmten Region festzuhalten.

Zu diesem Thema gehört auch der technische Fortschritt, in dessen Verlauf sich die Herstellungsweise der Möbel verändert; auch dies ist verwandt mit dem entsprechenden Lehrgebiet der Fachtechnologie. Kulturhistorische Gegebenheiten, unter welchen die Objekte entstanden, wie z.B. Bedingungen in einer höfischen Manufaktur oder die jeweils herrschenden Zunftbestimmungen etc. sind ebenfalls bestimmend für das Erscheinungsbild der Möbel.

Aufschlussreich für die Identifikation von Ausstattungsgegenständen sind auch Quellenschriften, wie Zunftakten und Inventare, sowie die an einem Möbel eventuell vorhandenen Marken, aus welchen sich der ehemalige Standort des Objekts oder aber auch sein Verfertiger ablesen lassen.