Das Gammendorfer Schapp

Typus Lübecker Schapp. Bezeichnung nach seinem letzten Aufstellungsort in Gammendorf auf der Insel Fehmarn.

Zweitüriger Kleiderschrank, vertikal zwei-, horizontal dreigeteilt, Eiche, Nussbaumfurnier und vielfältige Marketeriehölzer, Kissenfüllungen auf dem Sockel, den Seiten und den Türen, mit zahlreichen Schnitzereien verziert, auf Zargenfüßen. Datiert 1717, H: 2555 mm, B: 2685 mm, T: 1054 mm. Landesmuseum Schleswig Holstein.

Der einstmals repräsentative Schrank wurde im Februar 98 in einem arg ramponierten Zustand an die Fachakademie übergeben. Zahlreiche Fehlstellen, Überarbeitungen und Änderungen aus früheren Eingriffen bestimmten nun sein Erscheinungsbild.

So fehlten Schnitzereien des Figurenprogramms in den Zwickelfeldern an den Türen und am Sockel. Die erhaltenen Schnitzereien aus Nussbaum wiesen eine Vielzahl von Ausbrüchen auf und waren zudem mit roter Farbe überzogen. Die Füllungen waren lose und mit einer zeituntypischen Kreuzfuge überfurniert. Ebenso waren zahlreiche Profile lose oder fehlten. An einigen Stellen wurde Wurmfraß festgestellt. Die typischen Kugelfüße waren durch schlichte, niedrige Zargenfüße ersetzt. Die Oberfläche wies Fehlstellen auf und war größtenteils vergraut. Weitere Untersuchungen ergaben ein uneinheitliches Bild der vorhandenen Lackoberflächen, wobei mehrere unterschiedliche Lacke aufgebracht waren.

Für das Restaurierungskonzept musste das wie immer entscheidende Problem gelöst werden: Wie weit sich dem originalen Zustand annähern, wie weit historische Veränderungen belassen?

Die Dokumentation zur Restaurierung, im Rahmen ihrer Ausbildung verfasst von Bahne Bahnson, Christian Dietz, Timmo Gruhlke und Stefan Michel, ist im Archiv der Fachakademie einzusehen.

P.s.: Bei den Arbeiten am Schapp trat eine kleine Sensation zu Tage: Auf der Innenseite einer Türfüllung wurde die originale, handschriftliche Signatur des „Tischlers“ mit Orts- und Entstehungsangabe entdeckt!