Anlässlich der Ausstellung „Exotica – Portugals Entdeckungen im Spiegel fürstlicher Kunst- und Wunderkammern der Renaissance“ des Kunsthistorischen Museums in Wien vom 3. März bis zum 21. Mai 2000 wurde ein Perlmuttkasten zur Restaurierung an die staatlich anerkannte Fachakademie für Restauratorenausbildung in München übergeben.
Die sogenannte „Indische Truhe“ stammt aus der Schatzkammer der Pfarrkirche St. Peter in München, wohin sie durch eine Stiftung aus der Münchner Residenz gelangte.
Das belegt eine Pergamenturkunde in lateinischer Sprache aus dem Jahre 1660, die am Boden der Truhe befestigt ist.
Die vier Seiten und der Deckel sind komplett mit schuppenförmigen Perlmuttstücken belegt, die Flächen an den Kanten mit graviertem Edelmetall gerahmt.
Das Innere der Truhe ist mit rotem Samt ausgeschlagen, auf den kostbare Stickereien mit vegetabilen Ornamenten aufgebracht sind.
Neben starken Schmutzablagerungen auf allen Teilen waren auf dem Metall korrosive Prozesse sichtbar. Darüber hinaus waren die Metallteile teilweise stark verformt und wiesen ebenso wie die Perlmuttschuppen Fehlstellen auf.
Besonders die Verschmutzung und die Verfärbung der gravierten Metalle bis hin zu einem tiefdunklen Schwarzton verlangte eine einfühlsame und vorsichtige „Teilreinigung“, da das charakteristische Changieren des Perlmutts nur noch zu erahnen, andererseits aber eine altersbedingte „Patina“ als historisch-ästhetisches Erscheinungsbild gewünscht war.
Die besondere Reinigungsproblematik lag auch darin, dass die Schmutzschicht des Perlmutts sich sofort löste, sobald sie mit Feuchtigkeit (dest.H2O) in Berührung kam. Dieser eigentlich positive Reinigungseffekt bringt die natürliche, starke irisierende und glänzende Erscheinung des Perlmutts zum Vorschein. Diese Erscheinung steht jedoch im Gegensatz zu den stark oxidierten Beschlägen. Für die erforderlichen Festigungsmaßnahmen am Perlmutt wurden daher Vorüberlegungen angestellt, die die Festigung des aufliegenden Schmutzes mit dem flüchtigen Bindemittel Cyclo-Dodekan vorsahen, um diesen und damit den gesamten Alterungszustand zu erhalten.
Eine solche rein konservatorische Maßnahme stand den anderen absolut notwendigen restauratorischen Arbeiten wie dem Ausrichten und Ergänzen der Beschläge sowie den Ergänzungen im Perlmutt und dem Wunsch des Auftraggebers nach repräsentativer Aussagekraft und Benutzbarkeit entgegen.
In einer Reihe von Voruntersuchungen und Versuchen konnte in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Auftraggeber ein Ergebnis erzielt werden, das als befriedigend angesehen wurde:
Das Perlmutt wurde mit verschieden harten Kunststoffbürsten und Borstenpinseln trocken gereinigt. Versuche mit Lösemitteln, Reinigungspulvern und Reinigungschwämmen brachten ebenso wenig befriedigende Ergebnisse wie Reinigungsversuche mit verschieden harten Radierern und die Reinigung mit Brot. Neben den traditionellen Reinigungsmethoden wurden auch Laserreinigungsversuche an Probestücken durchgeführt. Es entstand bei den Vorversuchen der Eindruck, dass die Perlmuttoberfläche selbst bei geringer Laserintensität und geringer Impulszahl leicht angegriffen wird. Mikroskopisch kleine Hohlräume in der Perlmuttstruktur wurden hierbei geöffnet, so dass ein etwas matter Eindruck entstand. Auch waren für verschiedene Verschmutzungsgrade verschiedene Intensitäten notwendig, die eine gleichmäßige Steuerung der Reinigung schwierig gestalten würden.
Für die in Material und Alter verschiedenen Metallapplikationen mussten entsprechend verschiedene Reinigungsmethoden gefunden werden, die zu einem möglichst gleichmäßigen Reinigungsergebnis innerhalb der Beschläge und vom Reinigungsgrad des Metalls schlüssig mit dem Ergebnis der Perlmuttreinigung sind.
Es wurden sowohl die vergoldeten Silberbeschläge als auch die aus Goldblech (mit geringem Reinheitsgrad) gefertigten Beschläge zunächst nur enzymatisch vor- und mit destilliertem Wasser nachgereinigt. Reinigungsversuche mit Seifenkrautlösungen und / oder Komplexbildnern zum Teil in Kombination mit mechanischer Bearbeitung ermöglichten es eine gezielte Vorgehensweise für den jeweiligen Bereich zu wählen und den gewünschten Reinigungsgrad zu erzielen.
Eine ausführliche Publikation zur Restaurierung erschien in den Arbeitsblättern für Restauratoren (Heft 1 / 2001, Verlag des Römisch – Germanischen Zentralmuseums in Mainz).